Chanoyu

 

Obwohl „Chanoyu“ lediglich „heißes Teewasser“ heißt,
ist sie dennoch viel mehr.

Der Teemeister ist bemüht mit seinem ganzen Herzen für die handverlesenen
Gäste eine einmalige Situation zu erzeugen; nicht wertvolles Gerät entscheidet
über den Erfolg, sondern gänzlich die innere Einstellung des Gastgebers.
Eine komplette Teezeremonie - ein „Chaji“ - dauert so zwischen 3 und 4 Stunden.
Es gehört dazu ein formelles Betreten des Teehauses, ein mehrgängiges leichtes
Essen - das Kaiseki -, das Reichen einer Schale dicken Tees - der sogenannte
Koicha - und eine Schale Usucha, der dünne Tee. Alles unterbrochen von
festgelegten Pausen und in eine für europäische Gemüter nur schwer anzunehmende rituelle Schwere gezwängt.

Wie bereits kurz erwähnt gibt es viele unterschiedliche Zeremonieformen,
welche sich je nach verwendetem Gerät und/oder anwesendem Gast unterscheiden.
Jede Form hat nochmals drei Höflichkeitsstufen
und jeweils eine Sommer- und eine Wintervariante.
Die Wurzeln all dessen sind natürlich die Hierarchiestrukturen der
japanischen Edozeit, aber selbst im heutigen Japan werden viele dieser besonderen Zeremonien nicht mehr öffentlich gezeigt, da auch dort diese Hierarchie nicht mehr angenommen wird.

Die Herstellung von Matcha

Matcha ist dem Gyokuro, dem Schattentee, sehr verwandt. Ausgesuchte Pflanzen
werden mit Matten bedeckt, so dass nur ein Bruchteil des Sonnenlichts sie
erreicht. Die Pflanzen wachsen langsamer und produzieren vermehrt den grünen
Pflanzenfarbstoff - das Chlorophyll - und weniger Bitterstoffe.
Im Mai (traditionell 88 Tage nach der Regenzeit) werden die Blätter geerntet
und bis November in kunstvoll verzierten und versiegelten Tonkrügen
aufbewahrt.

Das Aufbrechen des Siegel im November wird mit einer speziellen Teezeremonie
gefeiert: die gereiften Blätter werden von allen Äderchen und Stängeln
befreit und dieser sogenannte Tencha wird - auch heute noch - in Steinmühlen mehrmals und langsam gemahlen.
Aus den hochklassigen und süßen Sorten wird der dicke Tee, der Koicha
hergestellt - dieser ist vielleicht der teuerste Grüntee überhaupt.
100 Gramm kosten ab ca. 75 Euro !!

Für den unerfahren Gast ist es nicht leicht diese dunkelgrüne, breiige Masse
als Tee zu bezeichnen und Gefallen daran zu finden, erfordert es doch
ähnlich wie für Weißtee einen geübten Gaumen um Koicha in allen Nuancen genießen zu können.
Obwohl Koicha bei einer formellen Teezeremonie den Höhepunkt darstellt, wird
er bei öffentlichen Vorführungen, auch innerhalb Japans, nur selten
vorgeführt. Neben den erwähnten Gründen wie Preis und Geschmack ist auch der Umstand, dass alle Gäste zum Zeichen der Verbundenheit aus einer Schale trinken nicht unbedingt vorführtauglich.

Preiswerter ist der dünne Tee, der Usucha, für ihn werden die etwas herberen
Sorten verwendet und ähnlich wie viele Schwarztees zu bestimmten
Handelsmarken gemischt.
Konsistenz und Geschmack sind hier dem europäischen Grünteegeschmack eher
zugänglich und jeder Gast bekommt eine eigene Schale die vom Gastgeber jedes
Mal sorgfältig gereinigt wird.